Herbert Mühleder

10.12.1952 – 23.01.2015

Reinhard Eigler über Herbert Mühleder

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Clubfreunde!

Die Nachricht, die ich Euch heute überbringen muss, ist so unvorstellbar für mich, dass sie mir selbst jetzt, da ich sie schwarz auf weiss vor mir habe, wie ein irrealer Zustand erscheint, der nicht in diese Welt passt.

Herbert war viel mehr als nur Gründungsmitglied des Clubs und Präsident. Herbert war – nicht nur mir – durch lange Jahre ein lieber Freund, loyaler Weggefährte, guter Kamerad.

Mehr als ein Vierteljahrhundert gemeinsamen Wegs, in Club- und in Privatangelegenheiten, haben unvergessliche Erlebnisse gebracht, Bilder und Erinnerungen geschaffen, deren Fülle es mir unmöglich macht, an dieser Stelle besondere daraus auszuwählen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Herbert ein so ganz und gar besonderer Mensch war.

Als, wie er sich selbst bezeichnete, Landzahnarzt, war er nicht ausgefüllt. Das hohe Engagement, das er für seine Patienten und Mitarbeiterinnen aufwies, kompensierte er durch Zeit, die er sich für seine eigentliche Passion nahm: die Kunst. Seine beachtlichen Talente in Musik, Malerei und Bildhauerei nutze er rege und ließ auch gern andere daran teilhaben. Doch kein Künstler findet Nahrung für sein Schaffen ohne den Wesenszug des Denkers. Und auch ein solcher war Herbert in außergewöhnlicher Form. Ein Philosoph des Lebens, der dessen Verlockungen ganz und gar nicht abgeneigt war, und dessen Augen strahlend leuchteten, wenn er von seinen Fahrten über die Prosecco-Straße, durch den Friaul oder nach Grado berichtete. In Grado war er besonders gern. Er, der melancholische Romantiker, war glücklich auf der „von Gott begnadeten Insel“, wie Biagio Marin sie nannte. Es war auch just dort, als im Vorjahr einige von Euch Zeugen einer Differenz zwischen Herbert und mir werden konnten. Der Anlass dafür war, wie fast immer im Leben, ein relativ unbedeutender: wir waren unterschiedlicher Auffassung über die Amtsführung des Präsidenten. Es ist kein Geheimnis, dass ich Herbert mitteilte, wie ich seine Präsidentschaft beurteilte und dass ich für meine Überlegungen klare Worte fand.Alles andere als Offenheit hätte zwischen uns keinen Platz gehabt, denn wir waren Freunde. Die Freundschaft, die uns miteinander verbunden hat, war von so herausragender Qualität, dass sie solche Offenheit zuließ. Wir mögen Fehler aneinander begangen haben. Doch keiner davon hätte das unerschütterliche Vertrauen in den jeweils anderen von uns auf Dauer untergraben können.

Im Disput, in Verzweiflung, in Trauer oder Ratlosigkeit: Es gab keine Situation, und war sie auch noch so schlimm, in der mir Herbert nicht zur Seite gestanden wäre. Er war Zuhörer und sanfter Mahner, Ratgeber und Therapeut. Seine breiten Schultern waren durchaus auch meinem Kopf Stütze und Trost. In solchen Situationen bewies Herbert oft, dass er nicht nur die Bedeutung von Worten zu schätzen wusste, sondern auch die des Schweigens. Und so kam es zu einigen Begebenheiten, in denen nach längerem Gespräch Stille eintrat, die er dann durch einen mitfühlenden Seufzer durchbrach. Eine kurze Nachdenkpause noch, und sogleich folgte die liebevolle Aufforderung, „Komm, trink ma was“.

Herbert kannte das Leben und die Liebe. Beides schätzte er. Und beides wird auch weiterhin durch ihn Bestand haben. Herberts geliebte Söhne Michael und Martin tragen viele Wesenszüge ihres Vaters in sich. Beiden gilt an dieser Stelle mein besonderes Mitgefühl.

Liebe Freunde!

Ihr wisst ebenso wie ich, dass es unmöglich ist, Herberts Wesen umfassend zu beschreiben. Das Kaleidoskop seines umfangreichen Schaffens bleibt uns als kleiner Trost für seinen frühen Abschied. Ihn selber aber tragen wir in unseren Herzen weiter. Danke für alles, lieber Herbert!

Bernhard Regler über Herbert Mühleder

Es war ein Schock, zuerst die Nachricht über die Erkrankung und Notoperation, dann die Phase der Hoffnung, der Besserung, der Zukunftspläne, und dann die stille Leere der Nachricht, unser Präsident hat es nicht geschafft!

Ich habe mir mit dem Schreiben dieser Zeilen bewusst zeitgelassen, in der Hoffnung, dass es dann leichter fallen würde – aber Fehlanzeige.

Ich habe Herbert, wie könnte es anders sein, auf einer von ihm organisierten Roverausfahrt in Lilienfeld kennengelernt. Obwohl damals noch kein Mitglied im Club, wurde ich offen empfangen. Herbert war schon immer sehr atypisch, und so redeten wir nicht über die Technik und Probleme der Fahrzeuge, sondern über das tolle Gefühl so ein Fahrzeug zu lenken.

Dies charakterisiert ihn auch sehr gut, denn für ihn standen immer der Mensch und die Freude sich mit anderen über das Lebenswerte auszutauschen im Vordergrund. So standen wir nicht nur einmal bei unseren Ausfahrten, spät nächtens an der Bar, bei einem guten Achterl, oder bei einem Glas Single Malt und ergingen uns in Gehirnakrobatik über das Nutzlose, aber Schöne.

Wer jetzt glaubt, unser Präsident sei ein träumender Weltverbesserer ohne Bezug zur Realität gewesen, der irrt. Herr Doktor Mühleder betrieb eine Zahnarztpraxis auf höchstem technischem Niveau, und war stets am Puls der Zeit was neue Technologien anbetrifft. Dies gepaart mit seiner unendlichen Menschlichkeit machte ihm zum perfekten Mediziner. Diese Kombination schaffte es, dass sogar ich, der wohl weltweit größte Hosenscheißer vorm Zahnarztgehen, gerne regelmäßig beim Zahnarzt vorstellig wurde. Die anschließende „medizinische Spülung“ im Cafe um‘s Eck (also beim Ernstl, für Eingeweihte), wurde zur Tradition.

Herberts Talente waren jedoch noch viel weiter gefächert, seine Karikaturen (natürlich mit Roverbezug) sind legendär, aber auch die Musik hatte es ihm angetan. Er war ein großer Fan des Dixieland-Jazz. Musik hatte es ihm nicht nur passiv angetan, er war auch aktiv dabei und spielte hervorragend Konzertgitarre.

Ich bin dankbar, dass ich Herbert treffen und erleben durfte, auch wenn die Zeit viel zu kurz war. Danke Herbert!

Mein Mitgefühl und meine aufrichtige Anteilnahme gilt seinen Hinterbliebenen.